Auf uns haben wunderschöne 250 km gewartet. Die Strecke zwischen Haines Junction und Haines am Meer, ist sehr abwechslungsreich und lässt immer wieder staunen. Sie verläuft lange der Grenze des Kluane Nationalparks entlang und so haben wir uns entschieden diesen mit einer kleinen Tageswanderung zu besuchen.
Diese führte uns vor allem durch die niedrigen Wälder am Fusse der Berge. Wir wählten eine gemütliche Strecke, um unseren Pausentag auch als solchen geniessen zu können. Es tat auf jeden Fall gut, sich für einmal anders zu bewegen als mit dem Rad. Den Abend verbrachten wir am Kathleen Lake, ein wunderschöner See mit einer kleinen öffentlichen Hütte am Wasser, welche wir zum Kochen nutzen konnten. Der Campingplatz lag leider etwas entfernt auf einem kleinen Hügel und nicht direkt am See.
Am Tag darauf gönnten wir uns eine weitere Auszeit, diesmal 25 km weiter am Dezadeash Lake auf dem Camping der direkt am Wasser liegt. Sozusagen ein Strandtag liegend im Gras. Wunderbar dass wir keinen Zeitdruck hatten und einfach den Tag und die Sonne geniessen konnten. Der Wind hatte bereits am Tag zuvor wieder angefangen in unser Gesicht zu blasen, was uns nicht gerade zum weiterfahren motivierte.
Noch in Haines Junction traffen wir ein schweizer Geschwister Paar, welches ebenfalls auf dem Rad von Anchorage aus gestartet war, etwa 2 Tage nach uns. Wir wussten, dass wir dieselbe Strecke fahren wollten, waren aber mit der Pause für einen Tag verschoben. Umso schöner war es, als sie plötzlich beim Lake Dezadeash auftauchten und uns überraschten. Die folgenden Tage reisten wir gemeinsam weiter. Bei Sonne wenig Regen aber einigem Gegenwind. Es tat uns gut etwas neue Gesichter und länger andauernde Gesprächspartner zu haben. Oft beschränkt sich sonst der Austausch auf, wo wir herkommen und wohin wir gehen, manchmal auch über das Erstaunt sein, dass wir nur mit dem Rad unterwegs sind. Die Trucks im letzten Beitrag zeigen, dass doch einige eher feudal unterwegs sind.
Im Gegenwind war das Vorankommen wieder einmal langsamer als erhofft, machte uns dieses Mal aber weniger aus, als auch schon. Noch vor der Grenze campten wir eine weitere Nacht wild und ich kletterte auf einen Baum um das Essen zu verstecken, wobei ich ehrlich gesagt zugestehen muss, dass dort auch jeder Bär hingekommen wäre. Aber ja ein etwas besseres Gefühl gab es mir trotzdem.
Wir überquerten die Grenze zu den USA ohne Probleme und kamen so nun zurück in ein kleines, eingeschlossenes Stück Alaska. Nach einem wunderbaren Stück süsser Pie, was wohl unsere erste Handlung war nach der Grenze zu Alaska, suchten wir ein Nachtlager. Der Pie war zwar sehr gut, aber die Preise fürs Zelten bei dieser Lodge schienen uns dann doch etwas übertrieben.
Nach einem Moment kamen wir an einem auf den ersten Blick unscheinbaren hübschen Haus vorbei. Aufgefallen war uns vor allem die schön gemähte Wiese davor und wir entschieden uns nach zu fragen, ob wir wohl dort Zelten dürften.
Wir lernten so den wahrscheinlich lustigsten und kurligsten alten Mann im Umkreis von 200 km kennen. Er war zuerst etwas zurückhaltend, da er meinte uns von seiner Fahrradfreundin her irgendwie kennen zu müssen, uns aber nicht erkannte. Wenige Momente später aber taute er auf und lud uns nicht nur zum campieren ein, sondern auch noch dazu, sein Gartenhaus zum Kochen und sein Plumpsklo zu benutzen. Wir trafen uns nach dem Nachtessen bei ihm im Haus und hörten uns einige wirklich spannende Geschichten aus seinem Leben an.
So schaften wir am Folgetag die letzten Kilometer nach Haines spielend.